+++ Kundgebung +++ Online-Vortrag +++ Essen to go +++
Der erste Mai ist seit jeher der wichtigste Aktionstag der Arbeiter*innenbewegung, einst ins Leben gerufen als Kampftag für den 8-Stunden-Tag. Auch dieses Jahr wollen wir deshalb für Arbeitszeitverkürzung auf die Straße gehen unter dem Motto »30-Stunden-Woche für alle!«
14 Uhr: Infotische 15 Uhr: Kundgebung mit Programm und Live-Musik Online-Vortrag zu Syndikalismus: Anschaubar auf youtube
14.30-18.30 Uhr: to go-Stand am Stadtteilzentrum Gasparitsch (Rotenbergstr. 125 in Stuttgart-Ost) Neben Kaffee und Kuchen gibt es warmes Essen und Kits für Kinder, in denen ihr Sachen zum Ausmalen und Beschäftigen findet. Vor- und zubereitet von Mitglieder des Stadtteilzentrum Gasparitsch
Die Corona-Pandemie hat in den letzten Monaten alle Lebensbereiche beeinflusst – so auch unsere Gewerkschaftsarbeit. Mit diesem Bericht wollen wir ein Zwischenfazit ziehen, für Nicht-Mitglieder einen Einblick in unsere Arbeit geben und alle motivieren selbst aktiv zu werden.
Aufgrund der Pandemie-Situation veränderten sich die Arbeitsabläufe an unseren Arbeitsplätzen zum Teil erheblich. Diese Entwicklungen wirkten sich auch auf unsere gewerkschaftliche Tagesarbeit aus und veränderten unsere Arbeitsschwerpunkte. Die Frage nach adäquaten Gesundheitsschutzmaßnahmen wurde zu einer zentralen Frage. Auch die Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (ausgelöst z.B. aufgrund eingeschränkter Kinderbetreuungsangebote) rückte in den Vordergrund. Neben dem Gesundheitsschutz wurde von der Mehrheit der Mitglieder eine erhöhte Arbeitsbelastung bzw. Arbeitsverdichtung thematisiert – vereinzelt jedoch auch fehlende Arbeit (Kurzarbeit) und damit weniger Lohn.
In den letzten Monaten waren viele unserer Mitglieder infolge der Corona-Pandemie in ihren Betrieben aktiv um gemeinsam mit ihren Kolleg*innen wirksame Gesundheitsschutzmaßnahmen einzufordern – sei es im Metallbetrieb, Mehrpersonenbüro, Wohnheim für Menschen mit Behinderung oder im Bildungsbereich. Einige Mitglieder wehrten sich erfolgreich gegen die steigende Arbeitsverdichtung in ihren Betrieben. Anderswo setzten Mitglieder der FAU Stuttgart zusammen mit ihren Kolleg*innen das Recht auf Home Office für die Belegschaft durch oder begleiteten Schlichtungsverfahren nach einer unrechtmäßigen Kündigung.
Die gewerkschaftliche Beratungsarbeit verlagerte sich tendenziell weg von der offiziellen monatlichen gewerkschaftlichen Beratungssprechstunde hin zu Einzelberatungen unter Kolleg*innen im Betrieb sowie im Bekanntenkreis und Beratungen für Mitglieder zu ihrer Arbeitssituation in der Pandemie. Dennoch wendeten sich auch weiterhin neue Leute an unser monatliches gewerkschaftliches Beratungsangebot. Hier berieten wir nicht nur bezogen auf die bisherige Situation am Arbeitsplatz, sondern auch verstärkt bezüglich Kurzarbeit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder neuer Jobmöglichkeiten – eine weitere pandemiebedingte Veränderung.
Unsere Möglichkeiten der rechtlichen Beratung vor Ort haben wir ausgebaut, indem wir zu vergünstigten Bedingungen eine Kooperation mit einer Stuttgarter Anwaltskanzlei geschlossen haben. Somit haben wir neben der anwaltlichen Beratung der FAU Region Süd eine zusätzliche Anlaufstelle für rechtliche Beratung, die persönliche und längerfristig begleitende Unterstützung anbieten kann.
Die Corona-Pandemie hatte auch auf unsere internen Organisationsabläufe Auswirkungen.
Als im März die ersten Kontaktbeschränkungen verordnet wurden, haben wir unsere Kommunikationskanäle sofort auf Online-Betrieb angepasst, auch dank der schnellen und professionellen Unterstützung durch die bundesweiten FAU-Admins. So konnten wir weiterhin Vollversammlungen und Sekretariatstreffen mit vielen Leuten sicher umsetzen. Die gewerkschaftliche Beratung haben wir ausgebaut: Seit Frühjahr sind wir nun auch durch eine gewerkschaftliche Telefonnummer erreichbar. Und für den informellen Austausch der Mitglieder wurde eine Messenger-Gruppe eingerichtet.
In der Phase niedriger Infektionszahlen im Sommer konnten wir in einer Vollversammlung mit Hygienekonzept im Stadtteilzentrum Gasparitsch die Neuwahlen unseres Gewerkschaftssekretariats durchführen. Und wir experimentierten mit einer Mischung aus physischen Treffen mit der Möglichkeit online teilzunehmen. So konnten wir auch Leute mit einbeziehen, die entweder wegen gesundheitlicher Bedenken oder langem Anfahrtsweg nicht zum Treffen kommen konnten bzw. wollten. Beim Syndikatsausflug im Sommer 2020 für Mitglieder, Kolleg*innen, Freund*innen und Interessierte wanderten wir zum Bärensee und grillten anschließend gemeinsam.
Intern haben wir unsere Organisationsstrukturen in den letzten Monaten umstrukturiert, sie flexibler und effizienter gestaltet. Dies war unabhängig von der Corona-Pandemie längerfristig schon geplant. So haben wir eine neue Geschäftsordnung für den Ablauf der Vollversammlungen erarbeitet. Vollversammlungen finden nun nicht mehr monatlich, sondern nur noch alle 3 Monate statt. Alle wichtigen und strategischen Entscheidungen werden in diesem Rahmen weiterhin basisdemokratisch von den Mitgliedern getroffen. Das Sekretariat hat im Rahmen seiner festgelegten Entscheidungsleitlinien die Aufgabe, zwischen den Vollversammlungen die organisatorischen Aufgaben der Gewerkschaft zu erfüllen und legt in den Vollversammlungen Rechenschaft darüber ab.
Uns ermutigt und bestärkt, dass in Zeiten verstärkt wahrnehmbarer pandemiebedingter Vereinzelung und wachsender Ohnmachtsgefühle das Allgemeine Syndikat (FAU) Stuttgart weiterhin handlungsfähig ist und in den letzten Monaten stetig neue Mitglieder dazugewinnen konnte.
Ein weiterer wichtiger Baustein unserer Gewerkschaftsarbeit bildet die Solidarität mit gewerkschaftlich Kämpfenden – nicht nur innerhalb der FAU sondern weltweit. Hier konnten wir finanziell und durch Öffentlichkeitsarbeit mehrere gewerkschaftliche Kämpfe unterstützen, zum Beispiel den Streik der Fabrikarbeiter*innen bei Valencia im Frühjahr 2020 oder den Streik der Erntehelfer*innen in Bornheim im Mai.
Sehr gefreut hat uns, dass es in Heidelberg seit 2020 wieder ein Syndikat der FAU gibt. Gewerkschaftsaktive der FAU Stuttgart hatten sich im Winter letzten Jahres mit der Initiativgruppe getroffen und mit ihnen im Gespräch geklärt, was sie zur Syndikatsgründung an organisatorischen Grundlagen und gewerkschaftlichem Know-how benötigen. In den vergangenen Monaten bis zur Gründung standen wir immer wieder online und auch persönlich in Kontakt mit ihnen und haben Fragen geklärt, Konzeptentwürfe gemeinsam diskutiert und auch bei ersten praktischen Schritten der Gewerkschaftsarbeit vor Ort unterstützt.
Abschließend können wir feststellen, dass die Corona-Pandemie verdeutlicht hat, dass der Arbeitsplatz als Ort des Kampfes für Verbesserungen und Ort des Austauschs und der Solidarität deutlich weniger Einschränkungen unterlegen war als andere Bereiche, von politischen persönlichen Treffen bis zu kollektiven Aktionen im öffentlichen Raum.
Des weiteren hat die Corona-Pandemie gezeigt, wie wichtig organisierte kämpferische und solidarische (Gewerkschafts-)Strukturen am Arbeitsplatz sind – nicht nur in prekären, schlecht bezahlten oder arbeitsintensiven Jobs, sondern in jeder Branche.
Schließlich war für uns einmal mehr erfahrbar, dass konkrete materielle Verbesserungen für uns Lohnabhängige möglich sind – wenn wir Lohnabhängigen uns gemeinsam organisieren und aktiv werden.
Freie Arbeiter*innen Union Stuttgart – Die kämpferische Gewerkschaft März 2021
Ritchie Venton ist aktiver Gewerkschafter und arbeitet bei IKEA in Glasgow. Er wurde von IKEA schikaniert und entlassen, weil er sich für die Gesundheit und Sicherheit der IKEA-Arbeiter*innen während der Corona-Pandemie gewerkschaftlich eingesetzt hat.
Die IKEA-Arbeiter*innen erhoben Vorwürfe, dass das Unternehmen sie während der Corona-Pandemie nicht ausreichend schützt. Außerdem kürzte IKEA das Krankengeld der Arbeiter*innen.
Sofort nach der ungerechtfertigten Entlassung von Richie Venton organisierten die wütenden IKEA-Arbeiter*innen die ersten Proteste, die bald darauf zu einer kraftvollen Bewegung anwuchs. Eine Vielzahl an unterschiedlichen Aktivitäten setzten IKEA unter Druck: Direkter Protest und Flugblattverteilaktionen an einigen IKEA-Standorten in ganz Großbritannien; eine offensive Pressearbeit, die IKEA negative Schlagzeilen in den Medien einbrachte; Solidaritätsbotschaften von Arbeiter*innen und Gewerkschaften aus 4 Kontinenten sowie auf juristischem Wege ein Beschwerdeverfahren gegen die Entlassung von Ritchie wurden von den IKEA-Arbeiter*innen als die wichtigsten Faktoren für den Sieg benannt.
„Ein multinationales Unternehmen, das sich über 40 Länder auf vier Kontinenten erstreckt, hat aufgrund der furchtlosen Bereitschaft eines Gewerkschaftsführers am Arbeitsplatz, im Namen seiner Mitglieder zurückzuschlagen, und vor allem aufgrund der Solidaritätsaktionen Hunderter treuer Gewerkschafter, die sich an öffentlichen Demonstrationen beteiligten, und Tausender, die sich auf verschiedene andere Weise an der Solidaritätskampagne beteiligten, an mehreren Fronten Niederlagen erlitten.“
IKEA knickte schrittweise unter dem Druck ein: Zunächst musste IKEA die reguläre Bezahlung der Arbeiter*innen im Krankheitsfall wieder hergestellen. Und dann auch Ritchie Venton nach ungerechtfertigter Entlassung wieder einstellen.
Und dies blieben nicht die einzigen Folgen dieses mehrmonatigen Kampfes: „In Gesprächen mit verschiedenen Gruppen von Gewerkschaftsaktivist*innen, die ihm eine so entschlossene und unschätzbare Solidarität entgegengebracht haben, hat Richie sich für die Bildung eines schottischen Arbeitersolidaritätsnetzwerks ausgesprochen, um die Unterstützung für die vielen anderen Gewerkschaftsvertreter*innen und ganze Belegschaften zu koordinieren, die Angriffen und der Notwendigkeit, sich zu wehren, ausgesetzt sein werden, während die Bosse und Regierungen versuchen, der Arbeiterklasse den Preis für zwei Viren auf den Rücken zu drücken: den Coronavirus und den Virus der kapitalistischen Rezession.“
Den ausführlichen Bericht (auf englisch) sowie weitere Infos findest du hier
Aktuell steigen die Corona-Infektionszahlen und es gelten strengere Kontaktbeschränkungen. Das heißt jedoch nicht, dass unsere gewerkschaftliche Tätigkeit zum Erliegen kommt. Wir sind weiterhin in unseren Betrieben aktiv, gewerkschaftlich handlungsfähig und ansprechbar für unsere Mitglieder sowie interessierte oder ratsuchende Nicht-Mitglieder. Wenn du Probleme auf der Arbeit hast und/oder dich für deine Rechte und für Verbesserungen einsetzen willst, melde dich bei uns.
Unsere gewerkschaftliche Beratung bieten wir weiterhin an – unter Berücksichtigung der geltenden Corona-Regelungen – jeden 1. Mittwoch im Monat von 19-20 Uhr im Stadtteilzentrum Gasparitsch (Rotenbergstr. 125 in Stuttgart-Ost). Wenn du zur gewerkschaftlichen Beratung kommen willst, melde dich bitte per e-mail an (faus-beratung@fau.org). Wenn du nicht persönlich vorbeikommen kannst oder möchtest, hast du die Möglichkeit uns auf dem Gewerkschaftshandy unter 0160 95197714 zu kontaktieren – jeden 1. Mittwoch im Monat von 19-20 Uhr in der telefonischen Beratung. Und außerhalb dieser Zeit kannst du uns eine Nachricht schicken (SMS, WhatsApp, Telegram). Eine Beratung per e-mail ist ebenfalls möglich (faus-beratung@fau.org).
Erster Mai mal anders. Statt auf der Straße haben wir dieses Jahr zum Tag der Arbeit unsere Demonstration online durchgeführt – via Facebook und Twitter. Deshalb haben wir über den Tag verteilt Bilder mit dem #1world1struggle von Interessierten und Mitgliedern mit folgenden Forderungen gepostet:
1) Für das Recht auf Quarantäne für alle ArbeiterInnen, die nicht in wesentlichen Diensten tätig sind.
2) Für menschenwürdige sanitäre Arbeitsbedingungen für alle Arbeiterinnen und Arbeiter.
3) Für das Recht auf Befriedigung der Grundbedürfnisse für alle.
4) Für die sofortige Aussetzung von Wasser-, Strom-, Kochgas-, Telefon- und Internetrechnungen.
5) Für die sofortige Aussetzung von Mieten.
Die Reichen sollen für die Krise bezahlen!
Die Demonstration stand dabei unter folgendem Aufruf:
Global May Day 2020
Weltweit stehen wir, die Lohnabhängigen, in Konkurrenz zueinander gesetzt, um die Mehrwertproduktion zu unterstützen. Unabhängig davon, wo wir leben, von unserem Geschlecht, unserer Nationalität, sind wir in den gleichen Kampf verwickelt, ob wir wollen oder nicht. Ob Budgetkürzungen im sozialen Bereich, Outsourcing, sinkende Löhne, Privatisierung, steigende Lebenshaltungskosten sowie Studiengebühren und die Zerstörung natürlicher Ressourcen sind nur einige der Symptome des globalen Wirtschaftssystems. Ein System, das auf Ausbeutung und Wettbewerb basiert, führt zur Kommerzialisierung aller Aspekte unseres Lebens. Wir leiden unter wachsendem Leistungsdruck, Trennung sowie unter der Entfremdung unserer Bedürfnisse und Menschen, mit denen wir arbeiten und leben. Sei es am Arbeitsplatz, an der Universität oder zunehmend auch schon in der Kindheit und Jugend. Die Logik der Marktwirtschaft und die entsprechenden nationalstaatlichen Strukturen erfordern, dass die Anpassung an das Diktat der Wettbewerbsfähigkeit und der Wertschöpfungsproduktion Vorrang vor der Entwicklung emanzipatorischer Fähigkeiten hat.
Wir wollen nicht einfach stören, wir wollen überwinden.
Angesichts des transnationalen Charakters des kapitalistischen Systems ist es notwendig, dass sich die Arbeiter auf globaler Ebene verbinden.
Durch die Vernetzung über Grenzen hinweg können die globalen Verflechtungen, die unsere lokalen Bedingungen prägen, sichtbar gemacht werden. Darüber hinaus eröffnet sie neue Möglichkeiten und Handlungsspielräume im Kampf gegen Ausbeutung sowie prekäre Arbeits- und Lebensbedingungen. Die Verhandlungsmacht der Arbeiterinnen und Arbeiter würde extrem zunehmen, wenn wir uns in der gleichen Wertschöpfungskette zusammenschließen würden.
Gerade in Zeiten von Nationalismus und Rassismus suchen wir den gemeinsamen Kampf und wehren uns dagegen, gegeneinander ausgespielt zu werden.
Für ein besseres Leben für alle – über alle Grenzen hinweg!
#1world1struggle
Zu Corona
Die Welt durchlebt eine schwerwiegende Epidemie von COVID-19 (Coronavirus), und wie von der Weltgesundheitsorganisation geleitet, sind soziale Distanz und Quarantäne die besten Mittel, um die Auswirkungen der Epidemie zu minimieren. Wie bei allen Krisen sind die ärmsten Arbeiter am stärksten betroffen. Viele Unternehmen zwingen die Arbeiterinnen und Arbeiter, weiter zu arbeiten, und verbieten daher das Recht der Arbeiterinnen und Arbeiter auf Quarantäne. Viele Arbeiter werden entlassen, Selbständige, Straßenverkäufer und andere Arbeiter sind ohne Einkommen. Menschen in Flüchtlingslagern und Obdachlose haben keinen Zugang zu minimalen sanitären Einrichtungen, um eine Virusinfektion zu verhindern.
Angesichts dieses Szenarios mehrerer Angriffe auf die Arbeiterklasse positionieren sich die unten aufgeführten Syndikate und Gewerkschaften, die mit dem Netzwerk „Global May Day“ https://globalmayday.net/ verbunden sind, zu diesen neuen Entwicklungen und fordern Gewerkschaften auf, Maßnahmen zu ergreifen und eine weltweite Kampagne durchzuführen.
Seit dem 25. Februar sind die Arbeiter*innen der Fabrik von Productos Florida SA in Almassora, Valencia (Spanien) im unbefristeten Streik. Ihre Hauptforderung ist, dass alle scheinselbständigen Arbeiter*innen sofort reguläre Arbeitsverträge erhalten – und damit eine Reihe grundsätzlicher Arbeitsrechte.
Ende Februar wurde von der Belegschaft ein Streik-Camp vor den Toren der Fabrik errichtet, Teile der Belegschaft gingen sogar in den Hungerstreik. Dazu organisierte die Belegschaft Kundgebungen und Demonstrationen, u.a. auch in Barcelona (Sitz des Mutterkonzerns, Servicarne Cooperative) und Madrid (Sitz des Arbeitsministeriums).
Durch die Corona-Pandemie war die Belegschaft nun jedoch gezwungen das Camp abzubauen, Kundgebungen und Streikposten einzustellen und auch den Hungerstreik zu beenden. Nichtsdestotrotz wird der Arbeitskampf weiterhin von 95% der Betroffenen fortgeführt. Für die großteils migrantischen Arbeiter*innen bedeutet das z.T. Obdachlosigkeit, mangelnde gesundheitliche Versorgung, bei Andauern der Auseinandersetzung auch zunehmend die drohende Abschiebung. Um so mehr brauchen die Kolleg*innen unsere Solidarität, z.b. durch Spenden für die Streikkasse, aber auch durch öffentlichen Druck.
Unterstützt werden die Streikenden von ihrer Gewerkschaft CNT https://www.cnt.es/ (einer spanischen Schwestergewerkschaft der FAU in der anarcho-syndikalistischen Gewerkschaftsinternationale IKA https://www.icl-cit.org/).
Als FAU Stuttgart unterstützen wir den Streik ganz praktisch. Dafür haben wir Solidaritätsgeld gespendet und Protestmails an das Unternehmen geschrieben. Um auf den Streik und die unwürdige Arbeitssituation der Arbeiter*innen in Valencia aufmerksam zu machen, haben wir außerdem dem spanischen Generalkonsulat in Stuttgart einen Protestbrief eingeworfen.
Wegen der aktuellen Krise fallen vorerst alle öffentlichen Treffen und Termine der FAU Stuttgart aus. Das gilt auch für die gewerkschaftliche Beratung. Wir sind aber trotzdem bei Problemen auf Arbeit für euch da. Meldet euch gerne jederzeit per Messenger unter der Nummer 0160 95197714. Telefonisch sind wir unter dieser Nummer immer am 1. Mittwoch des Monats von 19 bis 20 Uhr erreichbar. (Also zu den normalen Zeiten der gewerkschaftlichen Beratung). Außerdem könnt ihr uns per Mail an faus-beratung@fau.org schreiben.
„In Krisen wie der aktuellen Coronakrise merkt man besonders deutlich, dass die Menschen unten zusammenhalten müssen, um durchzukommen und ihre Interessen zu verteidigen. Dafür sind Gewerkschaften besonders gut geeignet. Gerade alternative Basisgewerkschaften wie die FAU bieten nicht nur Rechtsschutz und Beratung, sondern auch tatkräftige gegenseitige Hilfe unter den Mitgliedern an. Wer jetzt Gewerkschaftsmitglied wird, tut nicht nur etwas im eigenen Interesse, sondern stärkt die gesamte Organisation und hilft so mit, die Sache der Arbeiter*innen insgesamt noch besser zu vertreten.“ (FAU Jena)
Auch dieses Jahr haben wir uns zu Jahresbeginn zusammengefunden, um gemeinsam auf das letzte Jahr der FAU Stuttgart zurückzublicken. Wir haben ein reichhaltiges Büffet vorbereitet, bei dem alle voll zugeschlagen haben. Danach hat man sich viel mit alten und neuen Mitgliedern und Interessierten ausgetauscht. Dabei ist es immer besonders schön wenn Leute kommen, deren Gesichter man sonst nicht so häufig sieht. Die Jahresfeier ist eine gute Gelegenheit sich in offenem Rahmen mit uns zu unterhalten.
Wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Jahr mit euch allen!
Der Fachkräftemangel im Pflege- und Betreuungsbereich ist schon längere Zeit kein Geheimnis mehr. Die großen Wohlfahrtsverbände sahen schon vor 10-15 Jahren voraus, dass bis 2020 nicht nur in ländlichen Regionen massiv Fachkräfte aus diesem Bereich fehlen werden – diese Entwicklung betrifft auch bevölkerungsreiche Ballungszentren wie die Region Stuttgart. Immer mehr nicht besetzte Arbeitsstellen bleiben natürlich auch den auf professionelle Unterstützung angewiesenen Menschen in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Betreuungseinrichtungen und deren Angehörigen nicht verborgen – von den direkt betroffenen Pflege- und Betreuungskräften ganz zu schweigen.
Dass die Situation für alle Betroffenen auf die ein oder andere Weise schwierig ist, steht fest:
Für die auf Unterstützung angewiesenen Menschen ist sie oftmals schlicht und ergreifend gesundheitsgefährdend;
Für die sich kümmernden Angehörigen ist es belastend, wenn Fragen auftauchen, ob der oder die Angehörige wohl noch gut versorgt ist in der Einrichtung;
Das Pflege- und Betreuungspersonal erlebt den Personalmangel im Arbeitsalltag als aufreibend, höchst stressig und mit den eigenen ethischen Ansprüchen nicht mehr vereinbar. Die in den letzten Jahren und Jahrzehnten steigende Arbeitsverdichtung im sozialen Bereich wird dadurch noch einmal deutlich verschärft.
Für immer mehr Menschen, die aktuell (noch) nicht auf die Betreuungs- und Pflegeleistungen angewiesen sind, wächst (sorgenvolle) Ungewissheit: Wie wird die Situation aussehen, wenn ich selbst ins Krankenhaus muss oder pflegebedürftig werde?
Für die Unternehmensleitungen stellt sich die Lage ambivalent dar: Sie können einerseits Personalstellen aufgrund mangelnder (geeigneter) BewerberInnen nicht besetzen. Damit können sie für diese Zeiträume Personalkosten einsparen ¹. Andererseits wird die Situation des Fachkräftemangels für sie zunehmend lästig – wenn das Gewährleisten der Grundversorgung zum Problem wird. Wenn also der Betrieb der Einrichtung gefährdet wird. Oder wenn das angestellte Personal, die auf Unterstützung angewiesenen Menschen oder deren Angehörigen Druck auf die Unternehmensleitung ausüben.
Prekäre Arbeitssituationen aufgrund von Personalmangel müssen dabei nicht nur zu individuellen Kündigungen und damit Vereinzelung der Beschäftigten führen ². Mittels gemeinsam getragener Absprachen können stattdessen kollektiv Erfolge für das gesamte Personal erreicht werden, wie das Beispiel eines Mitglieds der FAU Stuttgart zeigt:
In einer sozialen Pflege- und Betreuungseinrichtung wurde die Arbeitssituation aufgrund der mehrere Monate andauernden personellen Unterbesetzung immer schwieriger: Permanenter Stress, eine hohe Arbeitsverdichtung und (daraus resultierend) ein hoher Krankenstand unter den KollegInnen waren neben dem Drei-Schicht-System Teil der Ausgangslage. Das es so nicht länger weitergehen konnte, stand fest. Die KollegInnen redeten miteinander über ihre Arbeitsbedingungen und über mögliche Schritte, wie sie handeln könnten. Auch die gewerkschaftliche Beratung und der Erfahrungsschatz der FAU Stuttgart halfen ihnen in dieser Situation weiter. Letztlich entschieden sich die KollegInnen einerseits für eine kollektive Überlastungsanzeige ³ (die von 90% der KollegInnen unterzeichnet war). Andererseits war eine durchdachte und gut vorbereitete Gesprächsstrategie für die anstehenden Treffen mit der Unternehmungsleitung wichtig.
Nach den Gesprächen zwischen Mitarbeitenden und Unternehmensleitung konnten einige Verbesserungen errungen werden: Mehr eingeplante Personalstellen, Ausweiten der Stellensuche und gleichzeitig attraktivere Rahmenbedingungen für potentielle BewerberInnen durch bessere Bezahlung aller und mehr Urlaubstage für Schichtarbeitende. Zusätzlich wurden Möglichkeiten erarbeitet, wie das Personal entlastet werden kann. Außerdem wurde eine weitere Stelle geschaffen im Bereich der Hauswirtschaft/Haustechnik, die für zusätzliche Arbeitsentlastung für das bisherige Personal sorgen soll. Diese neue Stelle konnte auch sofort besetzt werden.
Dass die Forderung nach mehr Arbeitsstellen bei Personalmangel und Arbeitsverdichtung keine einfache Lösung der Probleme darstellt, ist klar. Denn wenn es regional (sowie bundesweit) für die vielen unbesetzten Personalstellen im Pflege- und Betreuungsbereich zu wenig Fachkräfte gibt, können die Unternehmensleitungen auch durch größere und ehrliche Bemühungen nicht so einfach neues Personal finden. Wie das gerade beschriebene Beispiel vor Ort zeigt, braucht es kreative Lösungen – Voraussetzung dafür sind KollegInnen, die zusammen halten, sich absprechen und den Rückhalt einer Gewerkschaft im Rücken haben.
Fußnoten:
1: In vielen Bereichen im Pflege- und Betreuungsbereich stellen die Personalkosten der höchste Kostenfaktor für die Unternehmen dar.
2: Auch wenn viele Beschäftigte dies Option als (kurzfristigen) Ausweg als erstes in Betracht ziehen.
3: Mit einer Überlastungsanzeige kann formlos darauf hingewiesen werden, dass das vorgegebene Arbeitspensum aktuell nicht zu erfüllen ist.
Du hast Probleme auf der Arbeit? Du bekommst Deinen Lohn nicht? Du hast Fragen zu Deinem Arbeitsvertrag? Du möchtest Dich mit Deinen Kollegen organisieren? Du wurdest gekündigt?
Komm zur Gewerkschaftlichen Beratung!
Jeden 1. Mittwoch im Monat zwischen 19 und 20 Uhr findet im Stadtteilzentrum Gasparitsch die kostenfreie Beratung der Freien Arbeiter Union (FAU) Stuttgart für alle lohnabhängig Beschäftigte statt.
Mehr Infos: https://stuttgart.fau.org/events/gewerkschaftliche-beratung-2020-01-01/