FAU Stuttgart unterstützt unbefristeten Streik bei Productos Florida in Valencia

Seit dem 25. Februar sind die Arbeiter*innen der Fabrik von Productos Florida SA in Almassora, Valencia (Spanien) im unbefristeten Streik. Ihre Hauptforderung ist, dass alle scheinselbständigen Arbeiter*innen sofort reguläre Arbeitsverträge erhalten – und damit eine Reihe grundsätzlicher Arbeitsrechte.

Ende Februar wurde von der Belegschaft ein Streik-Camp vor den Toren der Fabrik errichtet, Teile der Belegschaft gingen sogar in den Hungerstreik. Dazu organisierte die Belegschaft Kundgebungen und Demonstrationen, u.a. auch in Barcelona (Sitz des Mutterkonzerns, Servicarne Cooperative) und Madrid (Sitz des Arbeitsministeriums).

Durch die Corona-Pandemie war die Belegschaft nun jedoch gezwungen das Camp abzubauen, Kundgebungen und Streikposten einzustellen und auch den Hungerstreik zu beenden. Nichtsdestotrotz wird der Arbeitskampf weiterhin von 95% der Betroffenen fortgeführt. Für die großteils migrantischen Arbeiter*innen bedeutet das z.T. Obdachlosigkeit, mangelnde gesundheitliche Versorgung, bei Andauern der Auseinandersetzung auch zunehmend die drohende Abschiebung. Um so mehr brauchen die Kolleg*innen unsere Solidarität, z.b. durch Spenden für die Streikkasse, aber auch durch öffentlichen Druck.

Unterstützt werden die Streikenden von ihrer Gewerkschaft CNT https://www.cnt.es/ (einer spanischen Schwestergewerkschaft der FAU in der anarcho-syndikalistischen Gewerkschaftsinternationale IKA https://www.icl-cit.org/).

Als FAU Stuttgart unterstützen wir den Streik ganz praktisch. Dafür haben wir Solidaritätsgeld gespendet und Protestmails an das Unternehmen geschrieben. Um auf den Streik und die unwürdige Arbeitssituation der Arbeiter*innen in Valencia aufmerksam zu machen, haben wir außerdem dem spanischen Generalkonsulat in Stuttgart einen Protestbrief eingeworfen.

Mehr Infos zum Streik und ein Spendenkonto findest du hier:
https://www.fau.org/artikel/fuellt-die-streikkasse-migrantischer-hunger-streik-in-valencia-geht-in-die-8-woche


Corona

Wegen der aktuellen Krise fallen vorerst alle öffentlichen Treffen und Termine der FAU Stuttgart aus. Das gilt auch für die gewerkschaftliche Beratung. Wir sind aber trotzdem bei Problemen auf Arbeit für euch da. Meldet euch gerne jederzeit per Messenger unter der Nummer 0160 95197714. Telefonisch sind wir unter dieser Nummer immer am 1. Mittwoch des Monats von  19 bis 20 Uhr erreichbar. (Also zu den normalen Zeiten der gewerkschaftlichen Beratung). Außerdem könnt ihr uns per Mail an faus-beratung@fau.org schreiben.

Nützliche Infos zu Corona findet ihr hier:

https://www.fau.org/artikel/corona

Und nützliche Tipps etc wurden von der FAU Jena hier zusammengestellt:

https://jena.fau.org/2020/03/26/coronakrise-was-tun/


“In Krisen wie der aktuellen Coronakrise merkt man besonders deutlich, dass die Menschen unten zusammenhalten müssen, um durchzukommen und ihre Interessen zu verteidigen. Dafür sind Gewerkschaften besonders gut geeignet. Gerade alternative Basisgewerkschaften wie die FAU bieten nicht nur Rechtsschutz und Beratung, sondern auch tatkräftige gegenseitige Hilfe unter den Mitgliedern an. Wer jetzt Gewerkschaftsmitglied wird, tut nicht nur etwas im eigenen Interesse, sondern stärkt die gesamte Organisation und hilft so mit, die Sache der Arbeiter*innen insgesamt noch besser zu vertreten.” (FAU Jena)

Jahresfeier wieder gut besucht

Auch dieses Jahr haben wir uns zu Jahresbeginn zusammengefunden, um gemeinsam auf das letzte Jahr der FAU Stuttgart zurückzublicken. Wir haben ein reichhaltiges Büffet vorbereitet, bei dem alle voll zugeschlagen haben. Danach hat man sich viel mit alten und neuen Mitgliedern und Interessierten ausgetauscht. Dabei ist es immer besonders schön wenn Leute kommen, deren Gesichter man sonst nicht so häufig sieht. Die Jahresfeier ist eine gute Gelegenheit sich in offenem Rahmen mit uns zu unterhalten.


 

 

 

 

 

Wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Jahr mit euch allen!

Erfolg im Pflege- und Betreuungsbereich

Der Fachkräftemangel im Pflege- und Betreuungsbereich ist schon längere Zeit kein Geheimnis mehr. Die großen Wohlfahrtsverbände sahen schon vor 10-15 Jahren voraus, dass bis 2020 nicht nur in ländlichen Regionen massiv Fachkräfte aus diesem Bereich fehlen werden – diese Entwicklung betrifft auch bevölkerungsreiche Ballungszentren wie die Region Stuttgart. Immer mehr nicht besetzte Arbeitsstellen bleiben natürlich auch den auf professionelle Unterstützung angewiesenen Menschen in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Betreuungseinrichtungen und deren Angehörigen nicht verborgen – von den direkt betroffenen Pflege- und Betreuungskräften ganz zu schweigen.

Dass die Situation für alle Betroffenen auf die ein oder andere Weise schwierig ist, steht fest:

  • Für die auf Unterstützung angewiesenen Menschen ist sie oftmals schlicht und ergreifend gesundheitsgefährdend;
  • Für die sich kümmernden Angehörigen ist es belastend, wenn Fragen auftauchen, ob der oder die Angehörige wohl noch gut versorgt ist in der Einrichtung;
  • Das Pflege- und Betreuungspersonal erlebt den Personalmangel im Arbeitsalltag als aufreibend, höchst stressig und mit den eigenen ethischen Ansprüchen nicht mehr vereinbar. Die in den letzten Jahren und Jahrzehnten steigende Arbeitsverdichtung im sozialen Bereich wird dadurch noch einmal deutlich verschärft.
  • Für immer mehr Menschen, die aktuell (noch) nicht auf die Betreuungs- und Pflegeleistungen angewiesen sind, wächst (sorgenvolle) Ungewissheit: Wie wird die Situation aussehen, wenn ich selbst ins Krankenhaus muss oder pflegebedürftig werde?
  • Für die Unternehmensleitungen stellt sich die Lage ambivalent dar: Sie können einerseits Personalstellen aufgrund mangelnder (geeigneter) BewerberInnen nicht besetzen. Damit können sie für diese Zeiträume Personalkosten einsparen ¹. Andererseits wird die Situation des Fachkräftemangels für sie zunehmend lästig – wenn das Gewährleisten der Grundversorgung zum Problem wird. Wenn also der Betrieb der Einrichtung gefährdet wird. Oder wenn das angestellte Personal, die auf Unterstützung angewiesenen Menschen oder deren Angehörigen Druck auf die Unternehmensleitung ausüben.

Prekäre Arbeitssituationen aufgrund von Personalmangel müssen dabei nicht nur zu individuellen Kündigungen und damit Vereinzelung der Beschäftigten führen ². Mittels gemeinsam getragener Absprachen können stattdessen kollektiv Erfolge für das gesamte Personal erreicht werden, wie das Beispiel eines Mitglieds der FAU Stuttgart zeigt:

In einer sozialen Pflege- und Betreuungseinrichtung wurde die Arbeitssituation aufgrund der mehrere Monate andauernden personellen Unterbesetzung immer schwieriger: Permanenter Stress, eine hohe Arbeitsverdichtung und (daraus resultierend) ein hoher Krankenstand unter den KollegInnen waren neben dem Drei-Schicht-System Teil der Ausgangslage. Das es so nicht länger weitergehen konnte, stand fest. Die KollegInnen redeten miteinander über ihre Arbeitsbedingungen und über mögliche Schritte, wie sie handeln könnten. Auch die gewerkschaftliche Beratung und der Erfahrungsschatz der FAU Stuttgart halfen ihnen in dieser Situation weiter. Letztlich entschieden sich die KollegInnen einerseits für eine kollektive Überlastungsanzeige ³ (die von 90% der KollegInnen unterzeichnet war). Andererseits war eine durchdachte und gut vorbereitete Gesprächsstrategie für die anstehenden Treffen mit der Unternehmungsleitung wichtig.

Nach den Gesprächen zwischen Mitarbeitenden und Unternehmensleitung konnten einige Verbesserungen errungen werden: Mehr eingeplante Personalstellen, Ausweiten der Stellensuche und gleichzeitig attraktivere Rahmenbedingungen für potentielle BewerberInnen durch bessere Bezahlung aller und mehr Urlaubstage für Schichtarbeitende. Zusätzlich wurden Möglichkeiten erarbeitet, wie das Personal entlastet werden kann. Außerdem wurde eine weitere Stelle geschaffen im Bereich der Hauswirtschaft/Haustechnik, die für zusätzliche Arbeitsentlastung für das bisherige Personal sorgen soll. Diese neue Stelle konnte auch sofort besetzt werden.

Dass die Forderung nach mehr Arbeitsstellen bei Personalmangel und Arbeitsverdichtung keine einfache Lösung der Probleme darstellt, ist klar. Denn wenn es regional (sowie bundesweit) für die vielen unbesetzten Personalstellen im Pflege- und Betreuungsbereich zu wenig Fachkräfte gibt, können die Unternehmensleitungen auch durch größere und ehrliche Bemühungen nicht so einfach neues Personal finden. Wie das gerade beschriebene Beispiel vor Ort zeigt, braucht es kreative Lösungen – Voraussetzung dafür sind KollegInnen, die zusammen halten, sich absprechen und den Rückhalt einer Gewerkschaft im Rücken haben.

Fußnoten:
1: In vielen Bereichen im Pflege- und Betreuungsbereich stellen die Personalkosten der höchste Kostenfaktor für die Unternehmen dar.
2: Auch wenn viele Beschäftigte dies Option als (kurzfristigen) Ausweg als erstes in Betracht ziehen.
3: Mit einer Überlastungsanzeige kann formlos darauf hingewiesen werden, dass das vorgegebene Arbeitspensum aktuell nicht zu erfüllen ist.


Du hast Probleme auf der Arbeit? Du bekommst Deinen Lohn nicht? Du hast Fragen zu Deinem Arbeitsvertrag? Du möchtest Dich mit Deinen Kollegen organisieren? Du wurdest gekündigt?

Komm zur Gewerkschaftlichen Beratung!

Jeden 1. Mittwoch im Monat zwischen 19 und 20 Uhr findet im Stadtteilzentrum Gasparitsch die kostenfreie Beratung der Freien Arbeiter Union (FAU) Stuttgart für alle lohnabhängig Beschäftigte statt.

Mehr Infos: https://stuttgart.fau.org/events/gewerkschaftliche-beratung-2020-01-01/


“Wie Wir Lernen Kämpfe zu Gewinnen” …

… ist der Titel und Inhalt eines Seminars, an dem wir als FAU Stuttgart teilnehmen. Das Seminar findet Online statt aber wir treffen uns im Stadtteilzentrum Gasparitsch um gemeinsam zu lernen und uns auszutauschen und sind offen für alle Interessierten. Bei Interesse freuen wir uns über eine kurze Anmeldung an faus-kontakt@fau.org.

Schaut für weitere Infos gerne hier: https://www.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/ELDFI/

Die Termine sind ab dem 29. Oktober immer dienstags von 18:30 bis 20:00 Uhr.

    • Lecture 1: 29. Oktober
    • Lecture 2: 12. November
    • Lecture 3: 19. November
    • Lecture 4: 26. November

https://www.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/ELDFI/

Uniontour

Nähfabriken in Asien

Vortragstour mit Arbeiterinnen aus Indonesien und Sri Lanka

Dian von der feministischen Gewerkschaft Inter-Factory Workers’ Federation (FBLP) aus Indonesien und Chamila vom Dabindu Collective aus Sri Lanka werden einen Vortrag halten. Dabei wird es hauptsächlich um die Arbeits- und Lebensbedingungen der Näherinnen gehen. Insbesondere berichten sie über Gewalt gegen Frauen sowie von aktuellen Arbeitskämpfen.

Anschließend wollen wir besprechen, was wir vor Ort tun können, um die Kämpfe der Näherinnen zu unterstützen.

Der Vortrag wird auf Englisch gehalten und auf Deutsch übersetzt.

Die Gewerkschaft FBLP setzt sich für die Entfristung von Arbeitsverträgen ein. Zudem ist sie aktiv gegen Diskriminierung von und sexualisierte Gewalt gegen Arbeiterinnen und LGBTQ. Als Teil ihrer Arbeit hat die FBLP ein Radioprogramm etabliert. Dieses wird von Arbeiterinnen für Arbeiterinnen betrieben und heißt Marsinah Radio.

Das Dabindu Collective ist eine feministische Organisation, in der sich Näherinnen in der Freihandelszone von Katunayake solidarisch organisieren und sich gemeinsam für ihre Interessen einsetzen. Ihr Schwerpunkt ist das Empowerment von Näherinnen durch Bildungsangebote sowie die Propagierung von Menschenrechten für lohnabhängige Frauen.

Stuttgart
21. Oktober, 19 Uhr Stadtteilzentrum Gasparitsch, Rotenbergstraße 125

Eine Veranstaltung der FAU Stuttgart in Kooperation mit Frauenkollektiv Stuttgart und Frauenverband Courage. Eintritt frei!

Terminplan:

07.10. – Hamburg
09.10. – Hannover
11.10. – Köln
12.10. – Münster
14.10. – Marburg
16.10. – Dresden
17.10. – Halle
18.10. – Jena
20.10. – Kaiserslautern
21.10. – Stuttgart
23.10. – Freiburg
25.10. – Paris (CNT-F)
27.10. – Madrid (CNT)
29.10. – Barcelona (CNT)

Rückblick auf unsere Aktivitäten rund um den 1. Mai 2019

Aufmerksame LeserInnen konnten schon die Wochen vor dem 1. Mai einen Eindruck gewinnen, zu welcher Thematik die FAU Stuttgart zum internationalen Arbeiterkampftag dieses Jahr auf die Straße ging: “Weniger Vollzeit für alle – für die kollektive Arbeitszeitverkürzung” – so lautete die Überschrift unseres Artikels in der 1.Mai-Sonderausgabe der FAU-Zeitung “Direkte Aktion”. Hunderte dieser Zeitungen wurden von uns schon im Vorfeld des 1. Mai an Privathaushalte verteilt und an verschiedenen Orten ausgelegt. Außerdem waren wir bei einem Infostand am Ostendplatz Mitte April persönlich ansprechbar. Interessierte PassantInnen konnten mit uns ins Gespräch kommen und sich Infomaterial zum gewerkschaftlichen Umgang mit Leiharbeit, Sexismus am Arbeitsplatz oder Selbstständigkeit mitnehmen.

Warum wir am 1. Mai auf die Straße gehen war das Thema zweier Diskussionsveranstaltungen. Sie fanden eine Woche vor dem 1. Mai in Tübingen und Stuttgart statt. Hier gingen wir genauer ein auf die Thematik “Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich”.

Am 1. Mai selbst war wie schon die letzten Jahre viel geboten: Zunächst die DGB-Gewerkschaftsdemonstration, auf der auch wir präsent waren. Danach folgte die Revolutionäre 1. Mai-Demonstration. Das diesjährige Motto lautete: “Kapitalimus hat keine Zukunft: Protest. Widerstand. Revolution”. Wie schon die letzten Jahre hielten wir einen Redebeitrag und gingen dabei auf unser diesjähriges Thema “Arbeitszeitverkürzung” ein.

Nach der Demonstration lud das Stadtteilzentrum Gasparitsch zum 1.Mai-Fest ein. Bei Kaffee und Kuchen sowie warmen und kalten Speisen gab es ein buntes Programm aus Musik, Quiz, politischem Stadtteilspaziergang sowie Workshops. Die FAU Stuttgart bot am Nachmittag zwei Veranstaltungspunkte: Mit ihrem Workshop “Widerstand auf Arbeit jenseits von Streik” gab es einen praktischen Zugang sich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen. Und zusammen mit dem Frauenkollektiv Stuttgart blickten wir zurück auf den Frauenkampftag am 8. März 2019.

Parallel zu den Demos und Aktionen in Stuttgart beteiligten sich unsere Mitglieder aus Heilbronn und Tübingen jeweils vor Ort an diversen Aktionen.

Alles in allem ein gelungener Tag – wir sind gespannt was die nächsten Jahre bringen!

 

Weitere Bilder des Tages:

 

Am 1. Mai auf die Straße für kollektive Arbeitszeitverkürzung!


Mehr als 100 Jahre nach den Kämpfen der Arbeiterklasse um den 8-Stunden-Tag, kommen Auseinandersetzungen um Arbeitszeit in gewerkschaftlichen und politischen Kämpfen wieder verstärkt eine große Bedeutung zu. Diese sind, wie auch Kämpfe um Lohn, Ausdruck des Interessenwiderspruchs zwischen der Klasse der Lohnabhängigen und der Klasse der Kapitalisten. Für Lohnabhängige ermöglicht eine Verringerung der Arbeitszeit (bei vollem Lohnausgleich) eine generelle Steigerung der Lebensqualität. Von Unternehmerseite aus besteht prinzipiell wenig Interesse an kürzeren Arbeitszeiten. Denn Arbeitszeitverkürzungen bei vollem Lohn- und Personalausgleich verringern das Angebot an billigen Arbeitskräften und damit auch die Macht der Unternehmen, Arbeitsbedingungen diktieren zu können. An dieser Logik hat sich bis heute nichts geändert.

Es überrascht daher nicht wirklich, dass es in den letzten Jahren immer wieder Forderungen von Arbeitgeberseite gab, Regelungen und Mindeststandards zur Arbeitszeit zum Nachteil der Lohnabhängigen aufzuweichen. Entsprechend gab es in den letzten Jahren einige medial viel beachtete Versuche von Arbeitgeberseite, diese Forderungen mit Hilfe der Politik in die Tat umzusetzen. Bekannte Beispiele sind das sogenannte „loi El Khomri“ in Frankreich, oder das neue Arbeitszeitgesetz in Österreich, die jeweils die maximale legale Wochenarbeitszeit auf 60 Stunden angehoben haben. Auch in Deutschland können durch das sogenannte „Pforzheimer Abkommen“ (2004) tariflich festgelegte Mindeststandards, insbesondere auch zur Arbeitszeit, temporär ausgehebelt werden. All diese Beispiele haben eines gemeinsam: es handelt sich um Angriffe der Unternehmer auf die Interessen der Lohnabhängigen. Und wo bleibt ihre Antwort?

Tatsächlich machte 2018 ein Tarifabschluss der IG Metall Schlagzeilen, mit dem (unter bestimmten Bedingungen) ein Recht auf eine Reduzierung der Arbeitszeit eingeführt wurde. Diese offensive Forderung nach Arbeitszeitverkürzung wurde (auch international) sehr positiv aufgenommen. Hierzulande, insbesondere innerhalb der Gewerkschaftslinken, gab es – bei allen positiven Aspekten – auch kritische Stimmen. Denn genau genommen handelt es sich dabei um ein individuelles Recht auf befristete Teilzeit. Die Arbeitszeitreduzierung erfolgt zum Großteil ohne Personal- und Lohnausgleich. Lediglich Personen, die in Schicht arbeiten oder Leute, die sich um kleine Kinder oder Familienangehörige kümmern, bekommen einen finanziellen Ausgleich. Die Reduzierung der Arbeitszeit Einzelner ist oft daran gekoppelt, dass ein bestimmter Anteil der KollegInnen mehr arbeitet. Anstatt kollektive Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich zu fordern, stehen sich nun also individuelle Interessen der ArbeitnehmerInnen gegenüber. Was können wir also tun?

Als kämpferische GewerkschafterInnen müssen wir endlich wieder in die Offensive gehen und reale Arbeitszeitverkürzungen fordern, d.h. kollektiv und bei vollem Lohn- und Personalausgleich. Wir sollten dabei nicht auf bessere Gesetze durch politische Parteien hoffen, denn wie die oben genannten Beispiele zeigen, entscheiden diese viel zu oft im Sinne der Unternehmensinteressen anstatt derer der ArbeiterInnen. Stattdessen sollten wir den gewerkschaftlichen Kampf in den Mittelpunkt stellen. Nur wenn wir gemeinsam und organisiert unsere Interessen gegenüber den Unternehmen vertreten, können wir dauerhafte Verbesserungen für alle erkämpfen.

Geht mit uns am 1. Mai auf die Straße für kollektive Arbeitszeitverkürzung! Ihr findet uns wie immer bei den schwarz-roten Fahnen.

10:00 Uhr: Gewerkschaftsdemo, Marienplatz
11:30 Uhr: Revolutionäre 1.Mai-Demonstration, Karlsplatz
14:00 Uhr: 1. Mai Fest im Stadtteilzentrum Gasparitsch, Stuttgart Ost

Wir sind Teil des Revolutionären 1. Mai Bündnis Stuttgart.

Internationaler Frauenkampftag – 08.03.2019

Gestern waren wir gemeinsam mit vielen auf der Straße, unter dem Motto „Her mit dem ganzen Leben! Für Frauenrechte am 8. März auf die Straße!“. Dazu haben wir uns ab 16:00 Uhr auf dem Schlossplatz versammelt und mit einem Infotisch mit vielerlei interessanten Broschüren und Infoheften und einem Banner auf uns aufmerksam gemacht.

Um 16:30 Uhr begann dann auch schon die Kundgebung mit einem packenden Theaterstück einer iranischen Frauenorganisation. Weiter ging es mit verschiedenen informativen und kämpferischen Reden der Organisationen des Frauenbündnis.

Inhaltlich lag der Schwerpunkt unserer Rede auf der Thematik des (Frauen-) Streiks. Denn Streiks können nicht nur zur Durchsetzung besserer Arbeitsbedingungen ein Instrument sein. Man kann die Thematik viel weiter auslegen und weitaus kreativer einsetzen. So fanden letztes und auch dieses Jahr am 08. März weltweit Frauenstreiks statt die sich für die Aufhebung von Unterdrückungsverhältnissen einsetzen.

Pünktlich um 17:00 Uhr beteiligte sich unsere Kundgebung an der Aktion Aufschrei. 100 Sekunden lang haben sich die Besucher*innen auf dem Schlossplatz die Seele aus dem Leib geschrien und ordentlich Lärm gemacht. Symbolisch soll diese Zeit für die 100 Minuten stehen die Frauen pro Tag länger arbeiten müssen um auf den gleichen Lohn zu kommen.

Darauf folgte ein ausgelassener Tanz, der von kurdischen Trommlerinnen angeheizt wurde. Nach weiteren Redebeiträgen führte unsere Demonstration dann vom Schlossplatz Richtung Theodor-Heuss-Straße.

Mit einem bunten Demozug, bestehend aus bis zu 900 Teilnehmer*innen sind wir zu unserer Zwischenkundgebung auf dem Rotebühlplatz gezogen. Durch weitere Reden konnten wir hier nochmal einige Passanten auf uns aufmerksam machen und Frauenrechten einen Ausdruck geben.

Zum Abschluss sind wir nach dem Stopp am Rotebühlplatz unter ausgelassener kämpferischer Stimmung zum Rathaus gezogen. Dabei wurde die Gelegenheit genutzt unsere Parolen lautstark zu verkünden und ein letztes Mal für den Tag mit unseren Fahnen zu schwenken.

Zum Ausklang des Tages haben wir uns schließlich gut gelaunt aber auch sehr erschöpft zu Essen und Umtrunk im Gasparitsch eingefunden.

*** Veranstaltungshinweis: Am 22.März Vortrag: Rückblick auf die internationalen Frauenstreiks
2019 (im Rahmen der monatlichen offenen FAU-Theke der FAU Stuttgart) ***

Bericht zur Beteiligung am Warnstreik des Öffentlichen Diensts

Da die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Länder bis jetzt zu keinem Ergebnis gekommen sind, haben sich Mitglieder unseres Syndikats heute an den Warnstreiks beteiligt. Wir haben mit einem kleinen Block die Demonstration und Kundgebung begleitet, an der um die 1200 Menschen teilgenommen haben.

Vor Ort sind einige Teilnehmer der Demonstration neugierig auf uns zugekommen, was uns die Gelegenheit gegeben hat zu erklären, was uns als FAU ausmacht. Als selbstorganisierte Basisgewerkschaft von Lohnabhängigen streben wir danach, unsere Arbeits- und Lebensbedingungen zu verbessern. Das schaffen wir durch gegenseitige Hilfe im Alltag und gewerkschaftliche Kämpfe. Wir streben danach, den Kapitalismus und das Patriarchat zu überwinden. Diese Kämpfe müssen ebenfalls gegen Rassismus und transnationale Ausbeutung gerichtet sein, da all diese Herrschaftsverhältnisse miteinander verwoben sind.
Unser Ziel ist die Befreiung von jeder Ausbeutung, Unterdrückung und Herrschaft. Streik, das Verweigern von (bezahlter oder unbezahlter) Arbeit, ist dabei unser wirksamstes Mittel. Nur durch kollektives Handeln können wir soziale Emanzipation und Selbstbestimmung erreichen.

Wir werden die Tarifverhandlungen weiterhin begleiten und erneut die Arbeit niederlegen und auf die Straße gehen, sollte es zu keiner angemessenen Einigung kommen.