Die gewerkschaftliche Beratung der Freien Arbeiter*innen Union (FAU) Tübingen-Reutlingen hat kürzlich zu einem erfolgreichen Abschluss eines Arbeitskonflikts geführt. Ein junger Beschäftigter wandte sich an die FAU, nachdem ihm eine große Einzelhandelskette den letzten Monatslohn verweigerte. Der Hintergrund: Die Filiale stellte keine Minijobber mehr ein und kündigte kurzerhand allen geringfügig Beschäftigten – darunter auch dem Betroffenen, der im letzten Monat seiner Beschäftigung krankheitsbedingt nicht arbeiten konnte.
Die FAU konnte rasch klären, dass der Lohnanspruch trotz Erkrankung weiterhin bestand, und forderte diesen gemeinsam mit dem Betroffenen ein. Dank solidarischer Unterstützung und gewerkschaftlichem Druck wurde die Auszahlung des ausstehenden Lohns erfolgreich durchgesetzt.
Die FAU Sektion Tübingen-Reutlingen bietet jeden vierten Montag im Monat von 18 bis 19 Uhr eine offene gewerkschaftliche Beratung im Büro Aktiv (Bei der Fruchtschranne 6, 72070 Tübingen) an. Alle Interessierten und Beschäftigten mit Fragen oder Problemen rund um ihr Arbeitsverhältnis sind herzlich willkommen.
Die Dresdner Neustadt ist bekannt für ihre Kneipen und Bars. Das Image des Szeneviertels, wo nach dem Stadtbummel lauschige vegane Cafés und urige Bars Besucher*innen erwarten, passt in das Marketing der Stadt wunderbar hinein. Doch die Gastro-Branche ist traditionell Ort schlechter und ungesunder Arbeitsbedingungen. Da bildet auch die Neustadt keine Ausnahme wie ein neuerlicher Arbeitskampf im veganen Café „V-Cake auf der Rothenburger Straße zeigt. Neben schlechten Arbeitsbedingungen steht auch der Vorwurf im Raum, der Chef des Cafés habe sich gegenüber Mitarbeiter*innen übergriffig verhalten.
Protest gegen fristlose Kündigung
Im August 2025 organisierte die anarchistische Gewerkschaft „Freie Arbeiter*innen Union“ (FAU) eine spontane Kundgebung vor dem Café. Nach eigenen Aussagen kamen etwa sechzig Menschen zu der Aktion unter dem Motto „Süße Kuchen, bittere Jobs“ am 27. August 2025. Anlass war die fristlose Kündigung eines Mitarbeiters, sowie die sehr kurzfristige Kündigung einer weiteren Arbeiter*in, nachdem diese sich laut Gewerkschaft FAU über die schlechten Arbeitsbedingungen beschwert hätten.
Die Gewerkschaft zog gegen die fristlose Kündigung vor Gericht. Doch zur Verhandlung kam es nicht. Der Inhaber des Cafés wandelte die Kündigung kurz vor Verhandlungsbeginn in eine fristgerechte um. Die FAU Dresden kündigte allerdings an, weiterhin Proteste gegen schlechte Arbeitsbedingungen zu organisieren. Ehemalige Angestellte des Cafés berichteten von „einem schlicht unerträglichen Arbeitsklima“, gegen das man vorgehen wolle.
„Gezielte Einschüchterung und systematischer Machtmissbrauch“
Im September erschien nun ein Artikel von Marvin Graewert auf der Nachrichtenplattform t-Online, der ein ganz neues Licht auf die Auseinandersetzung werfen könnte. Im Artikel werden die Erfahrungen von sechs anonym bleibenden Arbeiter*innen eines ebenso nicht näher benannten „beliebten Dresdner Cafés“ geschildert.
Der Arbeitsalltag sei geprägt worden von Annäherungsversuchen durch den Chef des Cafés, welcher immer wieder und gegenüber mehreren Arbeiter*innen anzügliche Bemerkungen und ungewollte Berührungen gemacht habe. „Er hat ständig versucht, Körperkontakt herzustellen, wahrscheinlich um das möglichst beiläufig zu normalisieren.“, wird eine Arbeiterin in dem Artikel zitiert.
Auf Ablehnung und Kritik habe der nicht namentlich bgenannte Chef heftig reagiert. So soll er in einem Fall jegliche Kommunikation sogar organisatorischer Natur für die Arbeit eingestellt und die Angestellte mit Schweigen bestraft haben. In einem anderen Fall habe er systematisch Druck ausgeübt, etwa in dem er mit Stoppuhr jede Bewegung einer Angestellten dokumentiert habe. Bis heute hätten alle Betroffenen starke psychische Belastungen von der Arbeit in dem Café davon getragen. Eine Arbeiterin verließ die Branche danach für immer.
Von derartigen Fällen war allerdings in der bisherigen Öffentlichkeitsarbeit der Gewerkschaft FAU nie die Rede gewesen. Auch auf eine Nachfrage seitens addn.me äußerte sich die Gewerkschaft nicht zur Frage, ob es zwischen ihren Protesten und dem Artikel bei t-Online einen Zusammenhang gäbe. Die Gewerkschaft verwies aber darauf, dass sexualisierte Gewalt in hierarchischen Beziehungen mit starken Abhängigkeiten besonders häufig vorkomme. Entsprechend öffneten prekäre Anstellungsverhältnisse – wie häufig in der Gastronomie – Belästigung und sexualisierter Gewalt Tür und Tor. Man habe vor kurzem eine Veranstaltung zur Aufklärung über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz in der Dresdner Neustadt abgehalten. Dass diese ausgerechnet vor dem Café V-Cake stattfand, kommentierte die Gewerkschaft nicht.
Eine Anfrage von addn.me an den Betreiber des Cafés V-Cake blieb unbeantwortet.
Plakate kritisieren sexualisierte Gewalt im V-Cake.
Plakate beschuldigen den Inhaber des Cafés V-Cake.
Aufmerksame Neustädter*innen konnten in den letzten Wochen mehrfach Plakate an verschiedenen Orten vor allem in der Rothenburger Straße sehen. Verschiedene abgedruckte Sprüche nannten den Betreiber des Cafés V-Cake persönlich. Die Anschuldigung ist eindeutig: ihm werden mehrere Zitate in den Mund gelegt, die Belästigung bagatellisieren, unter anderem auch die bei t-Online auffindbare Bemerkung „Mobbing ist mein Hobby“ Auf den Artikel bei t-online verweist auch der auf den Plakaten abgedruckt QR-Code.
Der Grund für diese anonyme Form der Auseinandersetzung könnte daran liegen, dass die juristische Nachweisbarkeit vieler Anschuldigungen schwierig sein dürfte. In vielen Situationen würden die Aussagen von einzelnen Arbeiter*innen gegen die ihrer Chef*innen stehen und damit kein ausreichender Nachweis erbracht werden. Dieses Muster dokumentiert das Antidiskriminierungsbüro immer wieder. Somit sind öffentliche Äußerungen ganz egal ob wahr oder falsch schnell mit Verleumdungsklagen bedroht. Auch hier gibt das Machtgefälle zwischen Chef*innen und Arbeiter*innen den Vorteil im Zweifel den Mächtigeren.
Einer Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes aus dem Jahr 2019 zeigt, dass 19 Prozent aller Arbeiter*innen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erleben. Dabei sind Frauen1 fast doppelt so oft betroffen wie Männer und ein überwiegender Anteil der angegebenen Täter*innen ist männlich.
Wie sich Betroffene wehren können dokumentiert die Antidiskriminierungsstelle des Bundes ebenfalls auf einer umfassenden Website.
1 Die Studie differenziert lediglich nach Männern und Frauen und beinhaltet keine anderen Geschlechter.
Am Donnerstag den 17.7 fand am Holzmarkt in der Tübinger Innenstadt eine Kundgebung gegen die aktuell diskutierte Senkung der Mindestlöhne von Saisonarbeiterinnen statt. Die Freie Arbeiterinnenunion (FAU) Sektion Tübingen/Reutlingen rief dazu auf sich mit den betroffenen Saisonarbeitskräften solidarisch zu zeigen und die jüngste Forderung des Bauernverbandspräsidenten Rukwied entschieden zurückzuweisen. Dieser hatte wenige Tage zuvor mit der fadenscheinigen Begründung, dass ihr Lebensmittelpunkt nicht in Deutschland liege, gefordert dass Saisonarbeiter*innen in Deutschland kein Mindestlohn mehr gezahlt werden solle – wobei dieser durch massiv übersteigerte Unterkunfts-, Versorgungs- und Vermittlungskosten sowieso häufig nur auf dem Papier existiert. Bundesagrarminister Alois Rainer (CSU) zeigte sich offen für die Forderung und gab gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland an, dass seine Fachleute prüfen, ob es einen rechtssicheren Weg gebe, Ausnahmen vom Mindestlohn möglich zu machen.
Vor allem migrantische Saisonarbeitskräfte machen etwa ein Drittel der landwirtschaftlichen Beschäftigten in Deutschland aus. Sie arbeiten vor allem in arbeitsintensiven Sonderkulturen und kleinen bis mittelgroßen Landwirtschaftsbetrieben und gehören schon jetzt zu der Berufsgruppe mit der schlechtesten Bezahlung, den längsten Arbeitstagen (Beschäftigte berichten teilweise von 10-14 Stundentagen), den menschenunwürdigsten Unterkünften, sowie den meisten (oft auch tödlichen) Unfällen und sind somit die am härtesten arbeitenden und verletztlichsten Beschäftigten der Landwirtschaft. Die Ortsgruppe der FAU fordert wie ihre überregionale Arbeitsgruppe IGG (Initiative Grüne Gewerke) eine komplette Angleichung der Arbeitsverhältnisse für migrantische Saisonkräfte u.a.hinsichtlich Sozialversicherung, Löhnen und Arbeitsrechten, die Absetzung des Bauernverbandspräsidenten Rukwied und 15€ als Lohnuntergrenze für alle Beschäftigten in den Bereichen Gartenbau, Forst und Landwirtschaft. „Wenn einer von uns getroffen wird sind wir alle gemeint und dürfen uns das nicht gefallen lassen“, so Lennart von der Ortsgruppe der FAU Tübingen/Reutlingen. Eine Rednerin des Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft Baden-Württemberg zeigte außerdem auf, dass eine zukunftsfähige sozial- und umweltverträgliche Landwirtschaft möglich ist, insofer die entsprechenden politischen Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Knapp sechs Wochen lang hat die Geschäftsführung den Kolleg:Innen im Jeremias Werk in Giezno Verhandlungen verweigert. Während am Firmensitz in Wassertrüdingen mit einem Familienfest eitel Sonnenschein vorgegeben wird, hat das Unternehmen sich nicht geschämt, Gefangene zum Streikbruch einzusetzen, eine amerikanische Anwaltskanzlei engagiert, die für ihre gewerkschaftsfeindlichen Praktiken bekannt ist, Gewerkschaftsmitglieder und Sozialinspektoren entlassen und die Forderungen der Gewerkschaft sowie den Streik für illegal erklärt. Sie ignorierte die dortigen Gerichtsentscheidungen, Arbeitsinspektionen und die Gutachten des polnischen Arbeitsministeriums.
All das hat der Geschäftsführung letztlich nicht genützt: Am Montag konnten die Kollegen mit einem guten Kompromiss den mit Unterstützung ihrer Gewerkschaft IP geführten Arbeitskampf erfolgreich beenden:
700 PLN (165€) Lohnerhöhung von den geforderten 800 PLN
Von 30 Minuten bezahlter Pause konnten 20 Minuten ausgehandelt werden
alle Samstage außer einem im Monat werden als Überstunden abgerechnet und nicht wie bisher als unbezahlt
Es zeigt sich, kämpfen lohnt sich und dennoch gibt es für die polnischen Kolleg:Innen auch zukünftig genug zu tun!
Und Wassertrüdingen?
Marcin Mróz, Geschäftsführer und Vorstandsmitglied von Jeremias in Gniezno legt schon mal vor: „Wir warten darauf, dass sich der Trend umkehrt, dass sich der Markt erholt und wir die Verluste, die wir erlitten haben, wieder wettmachen können.“ Das lässt für alle Standorte nichts Gutes befürchten. Nicht umsonst gibt es hier vor Ort eine große Anzahl Befristeter und Leiharbeiter, gerade aus Polen. Deren Arbeitsplätze lassen sich nach Bedarf „des Marktes“ ohne Rücksicht auf die Interessen der Beschäftigten „anpassen“.
Es ist also auch hier für alle Beschäftigten nötig, sich das „Erfolgsgeheimnis“ der polnischen Belegschaft zu Herzen zu nehmen: Sie waren letztlich nur durch Ihre Organisierung in der IP, unsere Schwestergewerkschaft, erfolgreich. Die Stärkung der FAU durch Mitgliedschaft, Spenden oder Folgen in den sozialen Medien ist daher eine notwendige Schlussfolgerung. Gniezno hat gezeigt, dass die Geschäftsleitung der Belegschaft nichts schenkt.
Nach polnischem Recht erhalten Beschäftigte für die Streiktage keinen Lohn, es sei denn, die Unternehmensleitung erklärt sich im Anschluss dazu bereit. Die IP ist noch klein und besteht aus Arbeitnehmer, die oft nur den polnischen Mindestlohn verdienen. Wenn du also die Möglichkeit hast, bitten wir dich, sie mit einem Beitrag in beliebiger Höhe zu helfen, damit wir unsere Mitglieder unterstützen können: www.zrzutka.pl/m2xrgk oder überweise den Betrag direkt auf das Bankkonto der IP mit dem Verwendungszweck „Strajk Jeremias”:
For almost six weeks, management refused to negotiate with its colleagues at the Jeremias plant in Giezno. While the Wassertrüdingen site was pretending to be all sunshine and roses with a family celebration, the company was not ashamed to use prisoners to break the strike, hired an American law firm known for its anti-union practices, fired union members and labour inspectors, and declared the union’s demands and the strike illegal. The company ignored local court rulings, labor inspections, and the opinions of the Polish Ministry of Labor. Ultimately, all of this was of no use to management: On Monday, the employees were able to successfully end the dispute, which was being held with the support of the IP, with a good result!
Therefore:
• 700 PLN(164,90 EUR) payraise instead of the 800 PLN demanded • a 20 Minuten payed break of the originaly 30 min one, was able to be negotiated • all Saturdays except one per month are recorded as overtime and not as unpaid as before
It turns out, fighting is worth it! And yet there’s still plenty of work to do in the future for our Polish colleagues! And Wassertrüdingen? Marcin Mróz, Managing Director and Board Member of Jeremias in Gniezno, is already laying the basis: „We are waiting for the trend to reverse, for the market to recover, and for us to be able to recoup the losses we have suffered.“ This sounds bad for all locations. It’s no coincidence that there is a large number of temporary and contract workers here, especially from Poland. Their jobs can be „adapted“ to meet the needs of the „market“ without regard for the interests of the employees. Here, too, it is necessary for all employees to take to heart the „secret of success“ of the Gnieszno workforce: Ultimately, they were only successful through their organization in the IP, our Polish sister union.
However, the strike in Gniezno has shown again that management is not giving the workforce anything for free.
Infocard:
Under Polish law, workers do not receive any pay for the days of the strike unless management subsequently agrees to pay them. The low wages are insufficient to support their families during the strike. The IP is still small and consists of workers who often earn only the Polish minimum wage. So, if you have the opportunity, please help us with a donation of any amount so we can support our members: www.zrzutka.pl/m2xrgk. If you have any problems with transfering, please write us at finanse@ozzip.pl or transfer the amount directly to our bank account, with the reference „Support for the strike at Jeremias.“
OZZ Inicjatywa Pracownicza
ul. Kościelna 4, 60-538 Poznań, Polen
IBAN PL88 2130 0004 2001 0577 6570 0001
BIC/SWIFT-Code: INGBPLPW
Volkswagen Bank direct, Rondo ONZ 1 00-124 Warschau, Polen
Wir waren Mitte Juni beim Stammsitz der Firma Jeremias Abgastechnik, um unsere Kolleg*innen der Inicjatywa Pracownicza (IP) bei ihrem Streik in Polen zu unterstützen. Wir haben in dem kleinen Ort Wassertrüdingen jede Menge Flugblätter verteilt und kamen mit einigen Beschäftigten dort ins Gespräch. Bei unserer letzten Theke im Stadtteilzentrum Gasparitsch haben wir außerdem ein Solidaritätsfoto gemacht und 140€ für die Streikkasse der IP gesammelt.
Am 1. Mai waren wir, die FAU Stuttgart wie jedes Jahr den ganzen Tag über auf der Straße. Der internationale Kampftag der Arbeiter*innenklasse ist eines der wichtigsten Tage im Jahr, um für unsere Würde und unsere Rechte als Arbeiter*innen zu demonstrieren. Hierbei erinnern wir auch daran, dass der 1. Mai aus der weltweiten Bewegung für den Achtstundentag entstanden ist und Arbeitszeitverkürzung ein nach wie vor brandaktuelles Thema ist, während die neuen Regierung hierzulande gar zum Angriff darauf bläst. Die Umverteilung des Reichtums als Voraussetzung für soziale Gerechtigkeit haben wir dieses Jahr auch als Botschaft mit dabei gehabt.
Daher waren wir am Vormittag ab 10 Uhr auf der zentralen Kundgebung auf dem Marktplatz vor dem Stuttgarter Rathaus. Strahlend blauer Himmel und kräftiger Sonnenschein, der für viele etwas zu stark war, bescherten uns ein passendes Sommerwetter. Unser schwarzrotes Transparent mit der Aufschrift „Wir haben nicht genug, die Reichen zur Kasse bitten!“ erregte dort Aufmerksamkeit, war es doch wenn nicht das einzige sichtbare mit einer eher sozialrevolutionären Forderung. Um 11.30 Uhr schlossen wir uns dann der DGB Demo im hinteren Abschnitt, mit unserem schwarzroten Fronttransparent „30-Stunden-Woche für alle! Weniger Vollzeit. Mehr Freizeit. Voller Lohnausgleich“ an und beschallten diesen durchgehend mit klassenkämpferischen Parolen. Beide Transparente hatten wir dieses Jahr auch mit dem Logo One World One Struggle von der Kampagne Global 1st Mayday versehen. Die Demo führte dieses Jahr durch die Innenstadt, über den belebten Schloßplatz und endete wieder auf dem Marktplatz um etwa 12.30. Wir sind dort noch mit unserem Hochtransparent eine halbe Stunde verblieben, aber der Platz leerte sich dann doch relativ schnell.
Viele unsere Mitglieder haben sich den ganzen Tag über mit einem FAU Aufkleber auf ihrer Kleidung erkenntlich und ansprechbar gezeigt. Als Möglichkeit zur Kontaktaufnahme verteilten wir an Interessierte handliche Visitenkarten mit QR-Code auf das Online-Antragsfornmular auf Mitgliedschaft und ein Faltblatt mit unserer Selbstdarstellung sowie Werbung für die kommende Infoveranstaltung „Was ist die FAU?“ am 6. Mai um 19 Uhr im Stadtteilzentrum Gasparitsch.
Nach kurzer Pause zum Ausruhen und Krafttanken ging es offiziell weiter ab 14 Uhr mit dem 1. Mai Fest im Stadtteilzentrum Gasparitsch, an dem einige von uns Helferschichten übernahmen. Hier steuerten wir wie letztes Jahr ein Kasperles Theater um 15.30 Uhr bei, mit einem neuen und wieder selbstgeschriebenem Stück „Alles für die Katz“ für Jung und Alt bei. Rund 2o Kinder und dutzende Erwachsene schauten sich das knapp halbstündige Stück begeistert an, das Arbeitshetze, Spaltung und Zusammenhalt im Betrieb sowie Organizing zum Thema hatte. Wir haben es dieses Jahr komplett aufgenommen (Link siehe am Ende). Die Bühne und die Puppen haben wir danach der Kinderbetreuung zur Verfügung gestellt, damit die Kinder selber noch ihre eigenen Geschichten damit erzählen können. Erwähnenswert finden wir, dass das 1. Mai Fest im Stuttgarter Osten immer mehr von der Nachbarschaft besucht wird, vor allem zur Kaffee- und Kuchenzeit am Nachmittag. An einem Infostand lagen dann noch unsere Flyer zur Infoveranstaltung aus, die wir zusätzlich auch persönlich an Besucher*innen und an den zahlreichen Tischen verteilten.
Zum Abschluss des Tages nahmen wir am Abend an der Demo teil, die vom Stadtteilzentrum zum Ostendplatz führte, wo etwa ab kurz nach 17 Uhr eine Kundgebung stattfand, an der wir sichtbar mit Streikwesten, Fahnen und unserem Fronttansparent teilnahmen. Wichtigster Beitrag dort war jedoch wieder eine gelungene, kämpferisch und verständlich vorgetragene Rede von uns. In dieser gingen wir auf die aktuelle Lage ein und betonten, dass es nicht reicht von einer besseren Welt zu träumen oder am 1. Mai zu demonstrieren, sondern dass wir in den Betrieben ansetzen und uns dort mit den Kolleg*innen organisieren müssen. Einen Finger kann man brechen, aber fünf Finger seine eine Faust! Als Gewerkschaft erinnern wir daran, dass am Ende jeder Tag des Jahres ein erster Mai ist. Tritt ein in die Gewerkschaft, werde Mitglied bei der FAU!
FAU wirkt. Wir haben wieder einen Arbeitskonflikt und zu Gunsten eines unserer Mitglieder gewonnen. Hast du Probleme auf der Arbeit, dann melde dich bei uns zur kostenlosen Erstberatung +4915753107023
Heute waren wir mit zwei Dutzend Kolleg*innen vor dem spanischen Konsulat, um gegen die drohende Haft von sechs Mitgliedern unserer Schwestergewerkschaft CNT zu protestieren.
In der Stadt Xixón im Nordwesten Spaniens hatte die CNT einen Arbeitskonflikt in der Konditorei „La Suiza“. Nachdem der Inhaber keine Gesprächsbereitschaft zeigte, gab es Protest und Kundgebungen vor dem Laden. Ein Mittel, dass viele Gewerkschaften anwenden, um Öffentlichkeit zu erzeugen. Daher schlägt der Fall hohe Wellen in der spanischen Gewerkschaftsbewegung, denn er droht zu einem Präzedenzfall zu werden, bei dem solche Aktionen kriminalisiert werden können.
In Stuttgart zeigten wir internationale Solidarität: In der Nähe des Generalkonsulats gab es eine Auftaktkundgebung mit zwei Reden. Die eine klärte über den Fall an sich auf, während die andere die Akteure der Gegenseite beleuchtete. Diese gehören dem Unternehmertum, Politik, Verwaltung und Justiz an und sind eng miteinander verstrickt. Sie alle eint eine rechte, gewerkschafts- und frauenfeindliche Haltung und Verhalten. [Die Reden findest du zum Download am Ende des Artikels]
Eine lautstarke und im Wohngebiet dann dadurch auffallende Demonstration führte uns dann bis vors Konsulat, wo wir noch eine kurze Grußbotschaft der CNT auf spanisch und deutsch hörten. Abschließend ließ sich der Generalkonsul Ricardo Mor Solá persönlich blicken, nahm unser Protestschreiben samt Beweisfoto entgegen und versicherte, dass er davon nach Madrid ins Außenministerium berichten wird. Wir wiesen ihn darauf hin, dass dies sogar seine Pflicht ist.
Ein starker Tag, ein starkes Zeichen der Solidarität! Freiheit für die 6 von La Suiza! Für die Gewerkschaftsfreiheit weltweit.
In der spanischen Stadt Gijón kämpfte 2017 unsere Schwestergewerkschaft CNT um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Belegschaft in der Konditorei „La Suiza“. Es ging um nicht bezahlte Überstunden und Urlaub, sexuelle Belästigung sowie der Kündigung einer schwangeren Kollegin. Nachdem der Chef ein Gesprächsangebot ausgeschlagen hatte, gab es angemeldete Kundgebungen und Aktionen vor der Firma mit Flugblätter Verteilen, Transparente Zeigen und öffentliche Reden über Lautsprecher. Stets war Polizei anwesend und es gab keinen einzigen Zwischenfall, den diese verfolgt hatte. Die gegnerische Seite antwortete jedoch auf die Gesprächsbereitschaft der kämpfenden Kolleg*innen mit juristischen Klagen unter anderem wegen Nötigung und Schadenersatzforderungen in einer über 11.000 Seiten(!) umfassenden Klageschrift. Ein als sehr arbeiter- und gewerkschaftsfeindlicher bekannter Richter am Landesgerichtshof folgte dem Anliegen des Chefs und verurteilte in 2021 6 Kolleginnen zu jeweils 3,5 Jahren Haft ohne Bewährung und zu einer Geldstrafe von insgesamt 125.428€, die an den Unternehmer zu zahlen ist. Die CNT legte Berufung ein, aber der oberste spanische Gerichtshof hatte im vergangenen Juni das vorhergehende Urteil bestätigt. Die verbliebenen Rechtsmittel sind verschwindend gering: Der Gang zum Europäischen Gerichtshof bzw. der juristische Versuch die Gefängnisstrafe zur Bewährung auszusetzen.
Arbeitskonflikt und Kundgebung
der CNT vor der Konditorei „La Suiza“.
Wir sind mehr als Sechs!
Die für ihre klare klassenkämpferische Haltung bekannte Gewerkschaft CNT antwortete in all den Jahren neben legalen Mitteln auch mit einer Vielzahl von öffentlichen Protestaktionen auf die Urteile sowie mit zwei zentralen Demonstrationen in Madrid und im vergangenen Juni in Gijón unter dem Motto „Gewerkschaftsarbeit ist kein Verbrechen!“. Sollten die Urteile Schule machen und zu einem rechtlichen Standard werden, würde die Gewerkschaftsfreiheit und -arbeit in Spanien einen sehr massiven Rückschlag erleiden. Weil auch weitere Gewerkschaften diesen Angriff so einordnen, gab es daher eine gemeinsame, historisch einmalige Pressekonferenz aller großen spanischen Gewerkschaften am 13. Juli 2024, um die CNT in diesem Konflikt zu unterstützen. Mehrere Dutzende Gewerkschaften zeigen derzeit ihre Solidarität und rufen am 28. September in Gijón zu einer Demonstration für die sechs Kolleginnen der La Suiza und für die Gewerkschaftsfreiheit auf. Auch die Internationale Konföderation der Arbeit (IKA, icl-cit.org) ruft zu einem internationalen Aktionstag an diesem Datum auf. Die FAU stets verbunden mit dem Gedanken und dem festen Glauben an die Stärke der internationalen Klassensolidarität ist mit dabei!
In Stuttgart rufen wir daher zu einer Protestkundgebung vor dem spanischen Konsulat auf. Beginn am 28.9. um 13:30 in der Hugo Borst Anlage!
Ihr seid nicht allein! ¡No estáis solas! You are not alone!
Freiheit für die sechs Kolleginnen der La Suiza! ¡Libertad para las seis compañeras de La Suia! Freedom for the six from La Suiza!
Gewerkschaftsarbeit ist kein Verbrechen! ¡Sindicalismo no es un delito! Labour union action is not a crime!