Bericht vom 1. Mai

Zum diesjährigen 1. Mai mobilisierte die FAU Stuttgart unter dem Motto »Ob Leiharbeit, Befristung oder Minijob – Beschissene Arbeitsverhältnisse bekämpfen!« und thematisierte damit die zunehmende Prekarisierung von Arbeitsbedingungen.  Bereits im Vorfeld wurden hunderte Flugblätter und Sonderausgaben der Direkten Aktion verteilt. Darüber hinaus organisierte die FAU Stuttgart Vorträge in Ludwigsburg, Reutlingen und Stuttgart zum Thema »Warum gehen wir am 1. Mai auf die Straße?«, mit denen nicht nur in der Region zum 1. Mai mobilisiert wurde, sondern auch unsere Inhalte unter die Leute gebracht werden konnten.

Der 1. Mai selbst begann mit der Gewerkschaftsdemonstration, für die sich sozialistische Gruppen und Organisationen verschiedentlichster Couleur am Marienplatz sammelten. Von dort zog dann die Demonstration über die Tübinger- und Hauptstädterstraße am Schlossplatz vorbei, wo ein großer Teil der Demonstration abbog, um an der Revolutionären 1. Mai Demonstration im Anschluss teilzunehmen. Den Auftakt am Schlossplatz bildete die Rede der FAU Stuttgart, in der basierend auf unserer 1. Mai Kampagne auf die Prekarisierung der Arbeitsbedingungen und die Wichtigkeit sich zu organisieren eingegangen wurde.

Rede der FAU Stuttgart am 1. Mai 2018

Die Mitglieder der FAU sammelten sich mit einigen schwarz-roten Fahnen um ein Banner mit der Aufschrift »Ob Leiharbeit, Befristung oder Minijob – Beschissene Arbeitsverhältnisse bekämpfen«.  Mit Megaphon und lautstarken Parolen wie »Leiharbeit? – Abschaffen!«, “Gegen das Konstrukt von Volk, Nation und Rasse – Für uns gibt’s nur eins: Klasse gegen Klasse!« oder »Was macht uns’ren Bossen Angst? – Klassenkampf! Klassenkampf!« konnten wir auf beiden Demonstrationen unsere Standpunkte lautstark und kämpferisch zum Ausdruck bringen. Durch rund 1000 verteilte Ausgaben der Direkten Aktion allein am Rande der 1. Mai Demonstrationen in Stuttgart konnten wir Präsenz zeigen und ins Gespräch mit interessierten Passanten kommen.

Nach der Demonstration beteiligten sich die Mitglieder der FAU Stuttgart am 1. Mai Fest im Stadtteilzentrum. Neben leckerem Essen, kühlen Getränken und grandioser Live-Musik von Felix Schurr referierten zwei Vertreter der FAU zum Thema »Widerstand auf Arbeit jenseits von Streik«, wobei mit den rund 20 Zuhörenden ein reger Austausch zustande kam. Schwerpunkte des Austausches waren insbesondere der Kampf gegen Leiharbeit und die Frage wie man mit Bossen umgeht, die einem auf die Kumpeltour kommen und immer mehr Arbeit reindrücken. Zum Abschluss hob ein Kollege noch einmal den grundlegenden Widerspruch zwischen den Interessen der Arbeiterklasse und der Bourgeoisie und die Notwendigkeit der Kollektiven Organisierung hervor.

Workshop »Widerstand auf Arbeit jenseits von Streik«

Zudem beteiligten sich Mitglieder der FAU Stuttgart in Heilbronn am Antikapitalistischen Block auf der dortigen DGB-Demonstration und verteilten Sonderausgaben der Direkten Aktion und Flyer für zwei Vorträge der FAU in Heilbronn, die noch diesen Mai stattfinden. Auch aus Tübingen und Reutlingen beteiligten sich FAU-Mitglieder und der FAU freundschaftliche verbundene Leute über eine gemeinsame Zugfahrt an der Demo in Stuttgart. Dadurch konnte im Vergleich zu den Vorjahren eine Stärkung unserer Strukturen – gerade auch durch die Mobilisierung zum 1. Mai – in der Region vorangetrieben werden.

Weitere Berichte zum 1. Mai finden sich auf der Seite des Revolutionären 1. Mai Bündnisses, an welchem die FAU Stuttgart partizipiert.

Rede der FAU Stuttgart zum 1. Mai

Heute ist unser Tag! Es ist ein symbolträchtiger Tag! Der 1. Mai steht für all die Kämpfe die vor uns gewonnen oder verloren wurden, er steht für die Kämpfe die wir derzeit ausfechten müssen und für all die Kämpfe die noch kommen werden. Er steht schlussendlich dafür wie wir als Arbeiterinnen und Arbeiter tagtäglich uns gegen den Klassenkampf von oben verteidigen müssen! Deshalb ist der 1. Mai der internationale Kampftag der Arbeiterklasse.
Schon seit mehr als 130 Jahren gehen wir Arbeiterinnen und Arbeiter weltweit am 1. Mai auf die Straße um für unsere Rechte und für eine bessere Zukunft zu kämpfen. Aber nicht nur das! Nicht nur heute am 1. Mai streiten wir für die Verbesserung unserer Arbeits- und Lebensbedingungen.. Jeden Tag aufs Neue, übers ganze Jahr hinweg, müssen wir unsere Arbeitskraft verkaufen und jeden Tag aufs Neue versuchen die Bosse uns billiger zu bekommen, damit ihre Gewinne noch größer werden.
So kann man seit gut 20 Jahren beobachten wie sich Arbeitsbedingungen immer weiter verschlechtern. Die Chefs finden immer wieder neue Methoden, um uns auszupressen und uns zu verarschen. Wir müssen uns herumschlagen mit Arbeitsplätzen, die unsicher sind weil sie befristetet sind oder weil es sich um ausbeuterische Leiharbeit handelt. Leiharbeit führt zu Ungleichbehandlungen in den Betrieben nicht nur bei den Löhnen: Belegschaften werden so von den Chefs geschickt aufgespalten in Stammbelegschaften und Leiharbeiter, wie z.B. beim Daimler. Wir müssen Schluss machen mit dieser Spaltung in den Betrieben!
Die Scheinselbstständigkeit ist auch immer mehr eine dieser Methoden. z.B. im IT-Bereich, Lieferdiensten wie Deliveroo oder Fahrdiensten wie Uber aber auch im klassischen Dienstleistungsbereich wie Gastronomie also z.B. als Kellner. Scheinselbständigkeit führt im Alltag zu massiver Selbstausbeutung, um genügend für den Lebensunterhalt verdienen zu können. Statt Scheinselbstständigkeit muss z.B. ganz einfach eingestellt werden!
Immer mehr müssen sich mit Scheissarbeit, die sich Minijobs nennen, über Wasser halten wie z.B. solche bei den Lieferdiensten wie Foodora. Manche von uns haben mehrere dieser Minijobs oder haben trotz Vollzeitbeschäftigung einen zusätzlichen Minijob. Andere von von uns müssen trotz einem Vollzeitjob noch mit Sozialhilfe also Hartz IV aufstocken. Diejenigen unter uns, die einen unbefristeten Arbeitsplatz mit noch scheinbar normalen Bedingungen oder Löhne haben, werden durch immer üblere und durchtriebenere Arbeitshetze ausgebeutet. Die Dichte der Arbeit nimmt zu: Die Chefs wollen von uns immer mehr Arbeit in immer weniger Zeit bei möglichst gleichbleibenden Löhnen.
Während die Reichen in Deutschland mit solchen Verhältnissen noch reicher werden, leben mittlerweile von uns 20% in Armut und jedes vierte Arbeiterkind ist von Armut oder Armutsrisiko betroffen. Manche fragen sich wie dass in einem reichen Land wie Deutschland möglich ist. Wir sagen ja es ist gerade deswegen möglich! Die Rechnung ist einfach: Die Reichen werden reicher, die Armen werden ärmer. Das ist Kapitalismus und so läuft es in diesem Land und nicht nur hier, sondern weltweit!

All diese Beispiele sind Klassenkampf von oben gegen uns Arbeiterinnen und Arbeiter unten.
Darauf haben wir eine klare Antwort: Klassenkampf von unten! Organisiere dich! Denn allein machen sie dich ein!
Lasst uns gemeinsam für eine freie und solidarische Gesellschaft jenseits von Ausbeutung und Unterdrückung kämpfen!
Es lebe die internationale Solidarität!
Es lebe der 1. Mai!

[ssba]