Knapp sechs Wochen lang hat die Geschäftsführung den Kolleg:Innen im Jeremias Werk in Giezno Verhandlungen verweigert. Während am Firmensitz in Wassertrüdingen mit einem Familienfest eitel Sonnenschein vorgegeben wird, hat das Unternehmen sich nicht geschämt, Gefangene zum Streikbruch einzusetzen, eine amerikanische Anwaltskanzlei engagiert, die für ihre gewerkschaftsfeindlichen Praktiken bekannt ist, Gewerkschaftsmitglieder und Sozialinspektoren entlassen und die Forderungen der Gewerkschaft sowie den Streik für illegal erklärt. Sie ignorierte die dortigen Gerichtsentscheidungen, Arbeitsinspektionen und die Gutachten des polnischen Arbeitsministeriums.

All das hat der Geschäftsführung letztlich nicht genützt: Am Montag konnten die Kollegen mit einem guten Kompromiss den mit Unterstützung ihrer Gewerkschaft IP geführten Arbeitskampf erfolgreich beenden:
- 700 PLN (165€) Lohnerhöhung von den geforderten 800 PLN
- Von 30 Minuten bezahlter Pause konnten 20 Minuten ausgehandelt werden
- alle Samstage außer einem im Monat werden als Überstunden abgerechnet und nicht wie bisher als unbezahlt
Es zeigt sich, kämpfen lohnt sich und dennoch gibt es für die polnischen Kolleg:Innen auch zukünftig genug zu tun!

Und Wassertrüdingen?
Marcin Mróz, Geschäftsführer und Vorstandsmitglied von Jeremias in Gniezno legt schon mal vor: „Wir warten darauf, dass sich der Trend umkehrt, dass sich der Markt erholt und wir die Verluste, die wir erlitten haben, wieder wettmachen können.“ Das lässt für alle Standorte nichts Gutes befürchten. Nicht umsonst gibt es hier vor Ort eine große Anzahl Befristeter und Leiharbeiter, gerade aus Polen. Deren Arbeitsplätze lassen sich nach Bedarf „des Marktes“ ohne Rücksicht auf die Interessen der Beschäftigten „anpassen“.
Es ist also auch hier für alle Beschäftigten nötig, sich das „Erfolgsgeheimnis“ der polnischen Belegschaft zu Herzen zu nehmen: Sie waren letztlich nur durch Ihre Organisierung in der IP, unsere Schwestergewerkschaft, erfolgreich. Die Stärkung der FAU durch Mitgliedschaft, Spenden oder Folgen in den sozialen Medien ist daher eine notwendige Schlussfolgerung. Gniezno hat gezeigt, dass die Geschäftsleitung der Belegschaft nichts schenkt.
Nach polnischem Recht erhalten Beschäftigte für die Streiktage keinen Lohn, es sei denn, die Unternehmensleitung erklärt sich im Anschluss dazu bereit. Die IP ist noch klein und besteht aus Arbeitnehmer, die oft nur den polnischen Mindestlohn verdienen. Wenn du also die Möglichkeit hast, bitten wir dich, sie mit einem Beitrag in beliebiger Höhe zu helfen, damit wir unsere Mitglieder unterstützen können: www.zrzutka.pl/m2xrgk oder überweise den Betrag direkt auf das Bankkonto der IP mit dem Verwendungszweck „Strajk Jeremias”:
OZZ Inicjatywa Pracownicza, IBAN PL88 2130 0004 2001 0577 6570 0001
Strike won at Jeremias in Gniezno!
For almost six weeks, management refused to negotiate with its colleagues at the Jeremias plant in Giezno. While the Wassertrüdingen site was pretending to be all sunshine and roses with a family celebration, the company was not ashamed to use prisoners to break the strike, hired an American law firm known for its anti-union practices, fired union members and labour inspectors, and declared the union’s demands and the strike illegal. The company ignored local court rulings, labor inspections, and the opinions of the Polish Ministry of Labor.
Ultimately, all of this was of no use to management: On Monday, the employees were able to successfully end the dispute, which was being held with the support of the IP, with a good result!
Therefore:
• 700 PLN(164,90 EUR) payraise instead of the 800 PLN demanded
• a 20 Minuten payed break of the originaly 30 min one, was able to be negotiated
• all Saturdays except one per month are recorded as overtime and not as unpaid as before
It turns out, fighting is worth it! And yet there’s still plenty of work to do in the future for our Polish colleagues! And Wassertrüdingen? Marcin Mróz, Managing Director and Board Member of Jeremias in Gniezno, is already laying the basis: „We are waiting for the trend to reverse, for the market to recover, and for us to be able to recoup the losses we have suffered.“ This sounds bad for all locations. It’s no coincidence that there is a large number of temporary and contract workers here, especially from Poland. Their jobs can be „adapted“ to meet the needs of the „market“ without regard for the interests of the employees. Here, too, it is necessary for all employees to take to heart the „secret of success“ of the Gnieszno workforce: Ultimately, they were only successful through their organization in the IP, our Polish sister union.
However, the strike in Gniezno has shown again that management is not giving the workforce anything for free.
Infocard:
Under Polish law, workers do not receive any pay for the days of the strike unless management subsequently agrees to pay them. The low wages are insufficient to support their families during the strike. The IP is still small and consists of workers who often earn only the Polish minimum wage. So, if you have the opportunity, please help us with a donation of any amount so we can support our members: www.zrzutka.pl/m2xrgk. If you have any problems with transfering, please write us at finanse@ozzip.pl or transfer the amount directly to our bank account, with the reference „Support for the strike at Jeremias.“
OZZ Inicjatywa Pracownicza
ul. Kościelna 4, 60-538 Poznań, Polen
IBAN PL88 2130 0004 2001 0577 6570 0001
BIC/SWIFT-Code: INGBPLPW
Volkswagen Bank direct, Rondo ONZ 1 00-124 Warschau, Polen
Kontaktdaten: FAU / IP V.i.S.d.P.: