Die FAU Stuttgart unterstützt das Wohnprojekt Comunidad la Esperanza, das vor zwei Jahren von der Federación Anarquista Gran Canaria (Anarchistische Föderation Gran Canaria) initiiert wurde. Die FAGC besetzte leerstehende Gebäude, um Menschen in prekären Lebenssituationen wie beispielsweise Obdachlosigkeit nach Zwangsräumung oder Arbeitslosigkeit ein Dach über dem Kopf zur Verfügung stellen zu können. Mittlerweile leben in den vier Gebäuden 250 Menschen, die sich basisdemokratisch organisieren und deren Alltag von gegenseitiger Hilfe geprägt ist. Esperanza – also Hoffnung – nannten sie ihr Wohnprojekt, weil sie das letzte sei, das man verliert.
Als Zeichen unserer Solidarität schicken wir den Bewohnern und der FAGC unsere Grüße und außerdem eine Spende.
Es folgt ein längerer Hintergrundtext über das Projekt und Kontaktmöglichkeiten:
Hausbesetzer auf Gran Canaria: Die Hoffnung stirbt zuletzt
Die Anarchistische Föderation von Gran Canaria (Federación anarquista Gran Canaria/FAGC) brachte im Februar letzten Jahres 20 bedürftige Familien ohne Einkommen und ohne Dach über dem Kopf in leerstehenden Wohnblocks unter, die sie organisiert hatten. Die Bewohner machten sich anschließend gemeinsam ans Werk, richteten die Gebäude wieder her, verschönerten die Umgebung. Um die Versorgungslage zu verbessern, wurde auch Gemüse angebaut an manchen Stellen.
Da sich die wirtschaftliche Lage in Spanien – entgegen den Aussagen der Regierung – keineswegs besserte, machte die Anarchistische Föderation Gran Canaria weitere leerstehende Häuser ausfindig und stellte sie den Notleidenden zur Verfügung (siehe Bodenfrost). Mittlerweile sind es bereits 65 Wohnungen, denen insgesamt 207 Bewohner neues Leben einhauchen. 103 von ihnen sind minderjährig. Die Anarchistische Föderation Gran Canaria schreibt auf ihrer Webseite, dass es sich dabei um die wahrscheinlich massenhafteste Besetzung in der Geschichte Gran Canarias handle. Es sei “das größte Projekt von Enteignung und Sozialisierung, an dem die FAGC je mitgewirkt hat, das vielleicht wichtigste, was wir in unserem Leben als Aktivisten machen.”
Aus den Bewohnern der besetzten Häuser, die alle aus vergleichbaren prekären Umständen kommen, wurde im Laufe der Zeit eine Gemeinschaft, die sich als große Familie empfindet und sich gegenseitig hilft. Sie nennen sich comunidad la esperanza (die Hoffnung). “Die Hoffnung ist das letzte, was man verliert”, steht unter dem Namen auf einer der Hauswände geschrieben. In einem kurzen Video stellen sie sich und ihren gemeinsamen Alltag vor.
Die meisten Mitglieder von la esperanza haben selber Zwangsräumungen hinter sich und wissen nur zu gut, wie es sich anfühlt, wenn Gerichtsvollzieher und Polizei vor der Tür stehen, um einen aus dem Haus zu werfen. Spätestens durch ihre Erfahrungen in dem Wohnprojekt la esperanza wissen sie aber auch, dass Solidarität eine wichtige und mächtige Waffe sein kann.
Als in Guanarteme – einem Stadtteil von Las Palmas – eine Zwangsräumung drohte, nahmen einige Dutzend Mitglieder von la esperanza den weiten Weg dorthin auf sich, um Ignacio und seinem Sohn Samuel beizustehen. Für viele von ihnen war es das erste Mal, dass sie an so einer Aktion teilnahmen, berichtete die FAGC. Gemeinsam gelang es ihnen tatsächlich, dem Gerichtsvollzieher den Zugang zur Wohnung zu verwehren und durch Verhandlungen einen 40tägigen Räumungsaufschub zu erzielen. Fotos von der aufgehaltenen Zwangsräumung findet man hier.
Die comunidad la esperanza macht ihrem Namen alle Ehre: nicht nur schöpfen die Menschen, die dort wohnen, neue Hoffnung, nach all der Verzweiflung und Perspektivlosigkeit die sie hinter sich haben, sondern auch Außenstehende bewahren sich durch Projekte wie dieses und die Corralas in Sanlúcar die Hoffnung, dass eine andere Art von Zusammenleben möglich ist. Ein Zusammenleben, in dem sich Menschen gegenseitig helfen, statt sich als Konkurrenz wahrzunehmen. Eine Welt, in der es nicht gleichzeitig leerstehende Häuser und Menschen ohne Zuhause gibt.
Die Hoffnung ist das letzte, was man verliert.